“Denk an den Pinguin” - Im Interview mit Jonas Grünewald

Jonas Grünewald, der Gründer von Digi-EP, erzählt uns im Interview, was Pinguine mit unserer Arbeitswelt zu tun haben, was genau digitale Erlebnispädagogik ist und wie Digi-EP die Bildungslandschaft in Deutschland verbessern möchte. Am Ende teilt Jonas vier Take-aways für Führungskräfte!

Auf was basiert deine Arbeit mit Digi-EP?

In manchen seiner inspirierenden Vorträge erzählt Eckart von Hirschhausen eine einprägsame Geschichte über einen Pinguin. Wir stellen uns einen Pinguin vor, wie er an Land watschelt. Mit seinen kurzen, stämmigen Beinen und dem steifen Gang wirkt er unbeholfen, fast komisch. Doch sobald dieser Pinguin ins Wasser gleitet, verwandelt er sich. Plötzlich zeigt er seine wahre Stärke, bewegt sich elegant und schnell, ist in seinem Element.

Diese Metapher steht für uns Menschen. Jeder von uns hat seine einzigartigen Fähigkeiten und Talente, die jedoch nur in einem passenden Umfeld zur Geltung kommen. Ein Pinguin wird niemals in der Wüste seine wahre Stärke zeigen können, genauso wenig wie ein talentierter Mitarbeiter in einem unpassenden Arbeitsumfeld sein volles Potenzial entfalten kann. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Bedingungen schaffen, unter denen ihre Mitarbeitenden florieren können. Wenn Mitarbeitende sich nicht ständig an eine unangenehme Umgebung anpassen müssen, können sie ihre Energie und Kreativität auf ihre Aufgaben konzentrieren und hervorragende Leistungen erbringen, statt besonders resilient sein zu müssen, um in diesem Umfeld zu „überleben“.

Aber Führungskräften kommt dabei nicht allein die Aufgabe zu, sie brauchen die Unterstützung der Mitarbeitenden, um gemeinsam ein optimales Arbeitsklima zu schaffen. Man kann nicht in den Kopf einzelner Menschen schauen und bekommt – ähnlich wie bei einem schwimmenden Eisberg – nur das mit, was Menschen an der Oberfläche zeigen. Viele Gedanken und Gefühle bleiben dabei verborgen. Manchmal sogar vor der eigenen Wahrnehmung.

Diese Erkenntnis bildet die Grundlage für unsere Arbeit. Wir unterstützen Führungskräfte dabei, ein Arbeitsumfeld zu gestalten, in dem sich ihre Teams wohlfühlen und ihre besten Leistungen abrufen können. Gleichzeitig gestalten wir die psychologische Sicherheit im Team mit und befähigen die Mitarbeitenden, ihre eigenen Präferenzen zu entdecken und artikulieren zu können.
Denn genauso wie der Pinguin nicht nur Wasser, sondern auch den richtigen Salzgehalt, Strömungsverhältnisse, Abwechslungsreiche Nahrung und Orte zur Erholung braucht, haben Teams die Möglichkeit sich selbst ein unterstützendes Umfeld zu erschaffen, in dem sie ihr volles Potenzial entfalten können und auch in schwierigen Situationen resilient sind.

Inwieweit unterstützt du in deiner Arbeit Teams?

In unserer Rolle als Teambuilding-Coaches und Führungskräftetrainer setzen wir ähnliche Prinzipien ein, um Teams und Führungskräfte zu stärken. Unsere Methoden sind erlebnisorientiert und praxisnah. Durch gezielte Aufgaben und Herausforderungen stellen wir die Teilnehmenden vor Situationen, die sowohl ihre Zusammenarbeit als auch ihre individuellen Fähigkeiten auf die Probe stellen – analog in physischen Aufgaben, aber auch in digitalen Herausforderungen am Bildschirm. Ziel ist es, nicht nur die Resilienz der Mitarbeitenden zu stärken, sondern auch die Führungskräfte zu befähigen, ein Umfeld zu schaffen, in dem ihre Teams wirklich aufblühen können. Denn ein produktives Arbeitsumfeld zu schaffen, bedeutet mehr als nur Arbeitsaufgaben zu verteilen. Es bedeutet, die individuellen Stärken und Talente der Mitarbeitenden zu erkennen und zu fördern, ihnen Raum für Wachstum und Entwicklung zu geben und eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens zu etablieren.

Unsere erlebnisorientierten Methoden bieten genau hierfür eine ideale Plattform. Durch metaphorische Herausforderungen erfahren die Teilnehmenden, wie sie verschiedene Situationen gemeinsam meistern können. Diese Erlebnisse werden in reflektierenden Gesprächen analysiert, um praktische Erkenntnisse für den Arbeitsalltag zu gewinnen. So entwickeln Führungskräfte und Teams gemeinsam Strategien, die sowohl die Effizienz als auch das Wohlbefinden am Arbeitsplatz verbessern.

Wie funktioniert die Methode genauer?

Ein konkretes Beispiel aus unseren Teambuilding-Programmen ist das Labyrinth. Diese Übung ist sowohl herausfordernd und bringt verschiedene Verhaltensmuster der Teilnehmenden ans Licht. Ein Team steht vor einem Spielfeld mit vielen Feldern, wie beispielsweise einem großen Schachbrett auf dem Boden. Ihr Ziel ist es, von einer Seite zur anderen zu gelangen, indem sie den richtigen Weg finden. Rät man das nächste Feld richtig, darf man weiterraten. Tritt man auf ein falsches Feld, geht man den Weg, den man gekommen ist, wieder zurück zum Start. Dann darf die nächste Person von vorne beginnen, den bekannten Weg reproduzieren und auf dem letzten bekannten Feld wieder ins Unbekannte raten.

Während des Spiels zeigen sich verschiedene Verhaltensmuster. Einige Teilnehmende probieren beispielsweise einfach drauflos und vergessen vielleicht, welche Felder sie bereits getestet haben. Andere ärgern sich über Fehler und machen dieselben Fehler erneut, weil sie von ihrer Frustration abgelenkt werden. Es gibt auch Teilnehmende, die vor einem Schritt auf ein unbekanntes Feld nachdenken und durch “Educated Guessing“ einige Fehler vermeiden. Zudem besteht die Möglichkeit, nach einem Fehler innezuhalten, nachzudenken und sich bereits eine Handlung für den Fall zu überlegen, wenn man das nächste Mal in dieser Situation ist.

Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen tritt auf, wenn die Teilnehmenden kurz vor dem Ziel scheitern. Bei der „nervigen Pflichtaufgabe“ den Weg zurückzugehen, zeigt sich, wer die Konzentration und den Qualitätsanspruch hochhält und wer dagegen zu vermeidbaren Fehlern neigt. Diese Situationen sind hervorragende Ausgangspunkte für unsere Reflektionen. Gemeinsam analysieren wir diese Verhaltensweisen und diskutieren, wie ähnliche Muster im Arbeitsalltag auftreten können.

Erweiterung des Erfahrungsschatzes durch digitale Aufgaben

Spontan könnte man denken, dass es für das Verhalten egal ist, ob man digital oder analog zusammenarbeitet. Bei unseren Herausforderungen zeigen sich allerdings bemerkenswerte Unterschiede. In der modernen Arbeitswelt sind beide Arten von Szenarien allgegenwärtig, und wir haben beobachtet, dass sich die Verhaltensweisen der Teilnehmenden je nach Kontext erheblich unterscheiden.

In digitalen Kontexten, zeigen sich die Teilnehmenden oft ungeduldiger und fehleranfälliger. Man ist es mit digitalen Tools gewohnt, dass nach einem Klick sofort etwas passiert. Kommt für zwei Sekunden keine Rückmeldung, geht man instinktiv davon aus, dass die Software einen Fehler hat, statt die Schuld im eigenen Verhalten zu sehen. Auch durch viele unpersönliche Nachrichten in E-Mails, Teams, Slack und Co., überfliegt man vieles nur noch und verpasst Informationen, statt in Gesprächen alles mitzubekommen. Wenn man ehrlich ist: Wäre das ein Buch oder eine Zeitung, hättest du kein Problem damit, mehrere Seiten konzentriert zu lesen. Dieser digitale Artikel kommt dir aber zu lang vor und du hast vielleicht manche Teile nur überflogen? Die digitale Schnelllebigkeit und die Möglichkeit, sofortige Rückmeldungen zu erhalten, führen dazu, dass viele hektisch agieren und mehrere Klicks in kurzer Zeit ausführen, was häufig zu vermeidbaren Fehlern führt. Diese Hektik und Ungeduld spiegeln sich auch in der digitalen Arbeitswelt wider.

Im Gegensatz dazu geht man bei analogen Herausforderungen fast schon automatisch bewusster und überlegter vor. Die Teilnehmenden sind konzentrierter, da sie mehr Zeit haben, ihre Schritte zu planen und ihre Entscheidungen zu überdenken, da Fehler nicht nur ein roter Rand um ein Feld sind, sondern körperliche Auswirkungen nach sich ziehen. Dies führt zu weniger Fehlern und einer höheren Erfolgsquote. Diese Achtsamkeit und Ruhe sind auch im analogen Arbeitsumfeld von Vorteil, wo sorgfältiges und überlegtes Handeln gefragt ist.

Diese Unterschiede nutzen wir, um den Teilnehmenden die Auswirkungen ihrer Verhaltensweisen aufzuzeigen. Durch gezielte Reflektionen und Diskussionen helfen wir ihnen zu erkennen, wann sie dazu neigen, hektisch und unüberlegt zu agieren, und wie sie ihre Arbeitsweise anpassen können, um in beiden Kontexten – digital und analog – erfolgreich zu sein.

Die Erkenntnisse aus diesen Übungen sind nicht nur für den Arbeitsalltag wertvoll, sondern auch für das persönliche Wachstum. Indem die Teilnehmenden lernen, ihre Reaktionen und Strategien bewusst zu steuern, können sie ihre Resilienz stärken und ihre Energie effektiver einsetzen. So schaffen sie die Grundlage für ein produktives und ausgeglichenes Arbeitsumfeld.

Was sind deine Take-aways für Führungskräfte?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfeldes entscheidend für die Entfaltung des Potenzials jedes Einzelnen ist. Die Geschichte vom Pinguin zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, das richtige Umfeld zu finden. In unseren Teambuilding-Programmen setzen wir darauf, diese Prinzipien praktisch erlebbar zu machen.

Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle in diesem Prozess. Sie sind nicht nur für die Erreichung der Unternehmensziele verantwortlich, sondern auch für das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden und tragen häufig dazu bei, dass Arbeitsumfelder mehr Resilienz erfordern. Hier sind einige konkrete Handlungsempfehlungen, wie Führungskräfte ein unterstützendes Arbeitsumfeld schaffen können:

  1. Feedback-Kultur etablieren: Regelmäßige und konstruktive Rückmeldungen fördern das Vertrauen und die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. Es ist wichtig, dass Feedback nicht nur gegeben, sondern auch aktiv eingeholt wird.

  2. Fehler als Lernchancen betrachten: Eine offene Fehlerkultur, in der Fehler als Lernmöglichkeiten gesehen werden, ermutigt die Mitarbeitenden, neue Wege zu gehen und kreativ zu sein. Dies fördert die Innovationskraft und das Wachstum des Teams.

  3. Individuelle Stärken erkennen und fördern: Mitarbeitende haben einzigartige Talente und Fähigkeiten. Diese zu erkennen und gezielt zu fördern, schafft ein Gefühl der Wertschätzung und steigert die Motivation und Leistungsbereitschaft.

  4. Reflektion ermöglichen: Zeit und Raum für Reflektion sind essenziell. Durch reflektierende Gespräche und gemeinsame Analysen können Mitarbeitende ihre Erfahrungen verarbeiten und daraus lernen. Dies stärkt nicht nur die individuelle Resilienz, sondern verbessert auch die Teamdynamik.

Ein unterstützendes Arbeitsumfeld trägt maßgeblich zur Zufriedenheit und Produktivität bei. Indem Führungskräfte diese Prinzipien anwenden, legen sie die Grundlage für nachhaltigen Erfolg und ein positives Arbeitsklima. Gemeinsam können wir eine Kultur schaffen, in der sich alle Mitarbeitenden wohlfühlen und ihre besten Leistungen erbringen können.

Dieser Ansatz zeigt, dass Resilienz nicht nur von den Mitarbeitenden erwartet werden sollte, sondern auch von den Führungskräften aktiv gefördert werden kann. Durch ein bewusst gestaltetes Umfeld und gezielte Unterstützung kann die Energie und Kreativität der Mitarbeitenden optimal genutzt werden, wodurch Burnout-Risiken reduziert und langfristige Erfolge erzielt werden.

Ihr wollt mehr über Jonas Grünewald und Digi-EP erfahren?

Hier könnt ihr Jonas kontaktieren.
Über Digi-EP: Digi-EP/Xperiential bietet maßgeschneiderte Teambuilding-Programme an. Die erlebnisorientierten Ansätze kombinieren praktische Herausforderungen mit tiefgehenden Reflektionen, um sowohl die individuelle Resilienz als auch die Teamdynamik zu stärken.

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