Mental stark ist, wer weiß, was er kann!

Kurzprofil: HR-Expertin, Anfang 30, arbeitet bei einem kommunalen Pflegeunternehmen, Bachelor Wirtschaftsrecht und Master Gesundheitswissenschaften, Fokus New Work, Unternehmenskultur und Kommunikation.

Foto von Dylan Gillis auf Unsplash

Im Interview mit Hannah Lorenz, einer HR-Expertin in der Pflegebranche, tauchen wir in die Welt der mentalen Gesundheit am Arbeitsplatz ein.

Bedeutung von Mentaler Stärke

Lorenz berichtet, dass mentale Stärke für sie bedeutet, Grenzen zu erkennen, zu bewahren und proaktiv daran zu arbeiten, sie zu erhalten. Dieser Ansatz spiegelt eine Veränderung in ihrem Verständnis wider, weg von der Überzeugung, dass Fähigkeiten allein mentale Stärke definieren „wer viel kann, ist mental stark“, hin zu einer Anerkennung der Selbstkenntnis als Schlüsselkomponente „Mental stark ist, wer weiß, was er kann!“

Mental stark ist, wer weiß, was er kann!
 

Veränderungen in der Arbeitswelt: Mentale Gesundheit im Fokus

Die Dynamik der modernen Arbeitswelt unterliegt einem stetigen Wandel und dieser Wandel zeigt sich auch in der Art und Weise, wie Unternehmen die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern. Die Expertin betont im Interview, dass die Bedeutung von mentalem Wohlbefinden in Unternehmen zunimmt. Dieser Anstieg ist nicht nur auf die Zunahme von Burnout zurückzuführen, sondern auch auf eine veränderte Einstellung der neuen Generationen zur Arbeit. Besonders die jüngeren Generationen wollen sich „nicht mehr kaputt machen" und so die Arbeit über die eigene Gesundheit stellen.

Früher wurden Themen wie mentale Gesundheit oft als Randerscheinungen betrachtet – etwas, das nur für "weiche" Menschen relevant war. Doch diese Wahrnehmung hat sich deutlich gewandelt. Tools wie Employee Assistance Programs (EAP) sind heute fester Bestandteil der betrieblichen Gesundheitsförderung. Unternehmen erkennen zunehmend, dass Investitionen in die mentale Gesundheit nicht nur das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden steigern, sondern auch die Unternehmenskultur nachhaltig positiv beeinflussen.

Besonders interessant ist die Erwähnung von Ersthelfern für mentale Gesundheit. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass Unternehmen nicht nur auf reaktive Maßnahmen setzen, sondern auch proaktiv versuchen, ein Umfeld zu schaffen, in dem die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden kontinuierlich unterstützt wird.

Insgesamt spiegelt diese Veränderung in der Wahrnehmung und Umsetzung von betrieblicher Gesundheitsförderung wider, dass Themen rund um die mentale Gesundheit nunmehr im Mittelpunkt der Arbeitswelt stehen. Es ist eine positive Entwicklung, die nicht nur den individuellen Mitarbeitenden zugutekommt, sondern auch dazu beiträgt, eine gesündere und produktivere Arbeitsumgebung zu schaffen.

 

Akzeptanz und Herausforderungen bei der Einführung von Maßnahmen

Die Implementierung von betrieblichen Gesundheitsprogrammen ist nicht nur mit finanziellen Aspekten verbunden, sondern birgt auch Herausforderungen im Hinblick auf die Akzeptanz der Mitarbeitenden. Die Sensibilisierung der Mitarbeitenden für die Bedeutung von Gesundheitsprogrammen erfordert kontinuierliche Aufmerksamkeit. Es sei „noch nicht bei allen angekommen, dass es auch gut ist mal zu sagen - Hey, ich brauche mal jemanden zum reden“.

Die Expertin erklärte, dass sie sich dementsprechend intensiv mit der Frage auseinandersetzt, wie eine nachhaltige Akzeptanz in der Belegschaft erreicht werden kann. Sie berichtet von monatlichen Live-Talks, die von dem Gesundheitsanbieter organisiert werden. Diese Talks sind nicht nur informativ, sondern werden auch als Arbeitszeit angerechnet, um die Teilnahme zu erleichtern. Die monatlichen Veranstaltungen dienen als Plattform, um die Mitarbeitenden regelmäßig über die verschiedenen Angebote zu informieren und eine stärkere Bindung zur Firmenkultur herzustellen. Darüber hinaus werden verschiedene Kommunikationskanäle genutzt, darunter E-Mails, Aushänge und Informationen über Teamberatungen. Dieser multifaktorielle Ansatz unterstreicht die Bemühungen, die Mitarbeitenden kontinuierlich über die betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen zu informieren und eine positive Einstellung gegenüber diesen Programmen zu fördern.

 

Die Rolle von Führungskräften und die Zukunft der betrieblichen Gesundheitsförderung

Ein zentraler Aspekt für Lorenz ist die Rolle der Führungskräfte als Botschafter*innen für das Thema.

Es ist noch nicht so, dass im Unternehmen offen über [psychische Gesundheit] gesprochen wird und regelmäßig kundgetan wird: Es ist gut und es wichtig und eigentlich bräuchte jeder jemanden [zum Reden] an seiner Seite. Und solange das nicht der Fall ist, sind wir auch nicht angekommen.

Sie empfiehlt eine intensivere Sensibilisierung der Führungsebene für mentale Gesundheit. Trotz der anfänglichen Herausforderungen sieht Lorenz die Einführung von EAP als ersten Schritt und hofft auf zukünftige Initiativen wie Erste Hilfe-Anlaufstellen für mentale Gesundheit im Unternehmen.

 

3 Tipps für Mitarbeitende, zur Förderung der eigenen psychischen Gesundheit

Zum Abschluss gibt Lorenz einige Ratschläge für Mitarbeitende:

  1. Kommunikation über persönliche Bedürfnisse

  2. Übernahme von Selbstverantwortung für die Unternehmenskultur: „Jeder ist verantwortlich für die Unternehmenskultur.“

  3. Das aktive Gestalten einer offenen Unternehmenskultur: „Je offener die Unternehmenskultur, umso offener ist sie es auch für diese Themen“

 

Wir bedanken uns ♥️-lich bei Hannah Lorenz für Ihre Offenheit und die spannenden Einblicke in die Entwicklung und Implementierung von betrieblicher Gesundheitsförderung!

Wenn Sie Ideen oder Vorschläge zu Themen oder Menschen haben, die wir in unserem Blog vorstellen sollten, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir sind gespannt auf Ihre Beiträge und Ihr Feedback. Lassen Sie uns gemeinsam an einer gesünderen und produktiveren Arbeitswelt arbeiten!

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Insights aus der TK-Arbeitgeberstudie

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